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Ein realistischer Blick auf die Lebenserwartung von Papageien in der Heimtierhaltung

Darf man der Studie, die unter dem Titel „Survival on the ark: life‐history trends in captive parrots“ (Animal Conservation, Vol. 15, Issue1 / Feb. 2012), glauben schenken, dann werden unsere Haustier-Papageien im Normalfalle nicht älter als Freilandvögel.

Ja, es gibt einige ältere Tiere in Menschenobhut, aber die Regel ist ein erreichtes Alter von 80 Jahren, wie man uns lange glauben machen wollte, eher nicht.

Es gibt meines Erachtens einige Gründe, die zu einem frühen Ableben bei Papageien in Menschenhand führen. Die Behebung dieser Probleme kann die Lebensdauer von Papageien erheblich verlängern und ihnen eine bessere Lebensqualität verleihen.

In meinen Augen sind die fünf wichtigsten Gründe, die das Leben eines Papageien verkürzen folgende

1. Mangel an Gesundheitsfürsorge

2. Fehlende Bewegung

3. Mangelernährung

4. Unfälle

5. Umweltgifte

1. Mangelnde Gesundheitsfürsorge steht an erster Stelle, weil so viele Papageien, insbesondere die kleineren wie Nymphensittiche, Agaponiden und Wellensittiche, nicht nur nicht regelmäßig medizinisch versorgt werden, sondern auch dann, wenn sie merklich krank oder verletzt sind, nicht zu einem Tierarzt gebracht werden. Oder oft bei Tierärzten landen, die nicht vogelkundig sind.

Wie bei anderen Haustieren sollten Papageien jährlich einem vogelkundigen Tierarzt vorgestellt werden, und wenn sie älter werden, evtl. sogar zweimal im Jahr. Das Überprüfen von Blut, die körperliche Untersuchung und evtl. Virentests können ein Problem schon in der Entstehung erkennen lassen.

Mit zunehmendem Alter entwickeln Papageien Probleme mit Nieren- und Leber, bekommen Gelenkerkrankungen, Arthritis, Gicht und ein geschwächtes Immunsystem. Wenn diese Probleme frühzeitig erkannt und angegangen werden, verlängert sich die Lebensdauer oftmals deutlich.

2. Die fehlende Beschäftigung und vor allem auch eine mangelnde Bewegung unserer, in Menschenhand gehaltenen, Papageien ist eine Zustand, der oft nur schwer angegangen werden kann.

Fällt die Beschäftigung mit gutem Spielzeug, Futterverstecken und ähnlichem noch recht leicht, stellt es sich mit dem Bewegungsdrang unserer gefiederten Freunde schon anders dar. Zwar gibt es Gruppen für frei fliegende Vögel, aber die meisten Leute haben keine in ihrer Nähe, haben nicht die Zeit oder scheuen (was verständlich ist) das Risiko. Fluggeschirre sind umstritten, wurden aber entwickelt, um täglich fliegen zu können und bieten eine gute, sichere Alternative, auch wenn sie nicht den „normalen“ Freiflug ersetzen können. Außenvolieren sind prima, weil Vögel Sonne, frische Luft und Eindrücke sammeln können. Zugegeben können sie aber auch keinen Freiflug ersetzen. Gewicht, Koordination, Knochen und Atemwege können durch ein inaktives Leben stark negativ beeinflusst werden.

3. Die Ernährungsbedürfnisse von Papageien in Gefangenschaft sind nicht vollständig geklärt. Die Erkenntnisse sind heute schon viel besser als vor einigen Jahren und wir lernen von Jahr zu Jahr mehr. Ausgezeichnete Literatur, Workshops und auch Beiträge in Facebook-Gruppen oder Blogs bieten eine gute Quelle für Informationen. Dennoch ernähren viele Menschen ihre Papageien noch immer nicht wirklich gesund, und dies kann verschiedene Gründe haben. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung für unsere Vögel ist Arbeit und die Menschen sind einfach nicht bereit, mehr Zeit für das Lernen, Herstellen und Servieren von gutem und gesundem Futter zu investieren. Einfacher ist es ein paar Pellets oder eine Samenmischung in eine Schüssel zu gießen.

Wir leben in einer schnelllebigen Welt, die sich auf unser komplettes Umfeld auswirkt.

Ziel kann es aber nicht sein, unsere Tiere bewusst krank zu machen.

Nutzen sie die vorhandenen Informationsquellen und sie werden Ihren Tieren weitere Monate Lebensqualität und Lebensdauer gewähren.

4. Unfälle! Eigentlich sind Unfälle unvorhergesehene Dinge. Leider sind viele der häufigsten Unfälle heute Dinge, von denen die Leute wussten, dass diese Möglichkeit besteht… aber natürlich nur für andere.

Beispiele gibt es Zuhauf. Im besonderen aber z.B. Papageien die mit anderen Tieren im Haushalt zusammen gehalten und miteinander spielen gelassen werden. JEDER dieser Papageien, der von einem anderen Tier getötet wurde, hatte Besitzer, die dachten, Hasso, Bello, Mimi und Co könnten doch niemals eine Fliege was zu Leide tun. Tatsache ist, dass sogar ein Tier, das noch nie jemandem etwas angetan hat, auf Bisse reagieren kann und irgendwann wird, selbst wenn diese Reaktion „nur“ darin besteht, den Papagei einfach von ihm / ihr irgendwie zu entfernen. Große Papageien wiegen ein gutes Kilo, mittelgroße Papageien liegen bei einem knappen Pfund. Um einen Papagei zu verletzen oder zu töten, bräuchte man keinen großartig kraftvollen Pfotenhieb. Kleinere Vögel können aber auch von größeren Vögeln verletzt werden (Verlust von Zehen, Füßen oder Schnäbeln). Andere Gefahren sind unbeaufsichtigte Papageien im Haus. Papageien ertrinken in Toilettenschüsseln, fliegen in heiße Töpfe und Pfannen auf dem Herd, werden in Türen eingeschlagen und stecken in unsicheren oder ungeeigneten Spielzeugen und Käfigen, um nur einige Dinge zu nennen.

Nicht zu reden von Papageien, die ohne Aufsicht im Freien in Käfigen für den Innenbereich gehalten werden. Beutegreifer, Schadnager und andere stellen, schon aufgrund der unangemessenen Gitterabstände und fehlender besonderer Maßnahmen, eine echte Gefahr da. Da endet der „schöne Ausflug in den Garten“ schnell als echter Slasher-Film.

Selbst wenn ein Papagei einen dieser Angriffe überlebt, so führen die zugefügten Verletzungen oftmals trotz ärztlicher Behandlung zum Tod.

5. Und schließlich die Haltung in geschlossenen Räumen, ohne echtes Sonnenlicht und frische Luft. Papageien sind geboren, um in Baumkronen zu leben, in denen sich Luft bewegt, die Sonne scheint und Abfälle fünfzehn Meter unter ihnen auf den Boden fallen. Natürlich sind sie auch Bakterien ausgesetzt, aber das ist nicht von Menschenhand gemacht und fördert bzw. fordert das Immunsystem. Durchaus auch ein notwendiger Vorgang. Nichts davon ist in unserer Wohnraumhaltung gegeben. Die Bakterien in unserem Umfeld, mit denen wir jeden Tag zu tun haben, sind Bakterien, für deren Koexistenz unser Körper ausgelegt ist. Wir haben uns mit ihnen weiterentwickelt, Papageien nicht. In Kombination mit mangelnder Bewegung, einer schlechten Ernährung und mangelnder medizinischer Versorgung, kann eine bakterielle Infektion, die bei Papageien jahrelang still vorhanden sein kann, bevor offensichtliche Anzeichen auftreten, die Lebensdauer deutlich verkürzen, insbesondere wenn die Infektion unbehandelt bleibt.

Wer von Anfang an aktiv diese Probleme angeht, also präventiv handelt, der kann seinen Papageien helfen, ein längeres und gesünderes Leben zu führen. Aber belügen Sie sich nicht selber mit der Erwartung, Ihre Vögel würden locker 80 Jahre alt, auch wenn die theoretische Möglichkeit besteht.